Bei kleineren Unternehmungen ist es oft der Fall, dass für den Kreditverkehr keine eigenen Hilfsbuchhaltungen für die Kreditoren (Lieferanten) und Debitoren (Kunden) geführt werden, d.h. es existiert nicht für jeden Lieferanten oder Kunden ein separates Konto. In diesem Fall kann der Kreditverkehr wie in der Schulbuchhaltung üblich (vgl. Thema «Kreditverkehr: Ein- und Verkauf auf Rechnung») mit den Sammelkonten «Kreditoren (FLL)» und «Debitoren (FLL)» erfolgen. Noch einfacher ist jedoch, wenn für diesen Fall die Offenposten-Buchhaltung angewendet wird.
Im Gegensatz zur «normalen» Buchhaltung erfolgt der Kreditverkehr (vgl. Thema «Kreditverkehr: Ein- und Verkauf auf Rechnung») bei der Offenposten-Buchhaltung vereinfacht mit folgenden 3 Regeln:
Regel 1: Während der Rechnungsperiode: Keine Verwendung der Konten «Kreditoren (VLL)» und «Debitoren (FLL)»
Der Eingang oder Versand von Rechnungen wird nicht gebucht (vgl. auch nachfolgend unter dem Titel «Geschäftsfälle»), sondern lediglich in einem der folgenden Ordner abgelegt:
Wird eine Rechung bezahlt, so erfolgt eine Buchung (vgl. unter Regel 2) und die entsprechende Rechnung (sowie zugehörige Belege) wird aus dem Ordner «Offene Kreditoren» oder «Offene Debitoren» in einen der entsprechenden Ordner gewechselt:
Die Ordnerführung gemäss den obigen Ausführungen wird als «Vier-Ordnerprinzip» bezeichnet. Die Rechnungsablage in der Ordnern erfolgt dabei meist chronolongisch in einem A- bis Z-Register. Für Unternehmen mit nur ganz wenigen Rechnungen ist es auch möglich, die Offenposten-Buchhaltung nach dem «Zwei-Ordnerprinzip» zu führen, d.h. in einem Ordner die offenen Rechnungen von Lieferanten und Kunden ablegen und in einem zweiten Ordner die bezahlten Rechungen von Lieferanten und Kunden ablegen.
Merke: Die Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL» werden also nur bei der Eröffnung, der Bestandeskorrektur und beim Abschluss (vgl. auch nachfolgend unter dem Titel «Geschäftsfälle») verwendet.
Regel 2: Beim Kreditverkehr: Nur buchen, wenn Geld «fliesst»
Im Zusammenhang mit dem Kreditverkehr (Ein- und Verkauf auf Rechnung) gibt es nur Buchungen, wenn Geld fliesst, d.h. wenn die Kasse, Post oder Bank betroffen ist. Damit entfällt auch das Erfassen von Rabatten, Skonto oder Rücksendungen (vgl. Thema «Konditionen: Rabatt, Skonto usw.»). Falls vorhanden, wird der Beleg eines solchen Geschäftsfalls zur entsprechenden Rechnung im Ordner «Offene Kreditoren» oder «Offene Debitoren» abgelegt (z.B. Beleg einer Warenrücksendung an den Lieferanten bei zugehöriger Lieferantenrechnung ablegen). Ohne Beleg wird der Geschäftsfall auf der entsprechenden Rechnung im Ordner «Offene Kreditoren» oder «Offene Debitoren» vermerkt (z.B. Vermerk auf einer Kundenrechnung: "nachträglicher Rabatt von 10% gemäss Telefongespräch vom TT.MM.JJJJ").
Regel 3: Ende Rechnungsperiode: Bestandeskorrektur bei den Konten «Debitoren (FLL)» und «Kreditoren (VLL)»
Vor dem Rechnungsabschluss wird eine Inventur bei den Ordnern «Offene Debitoren» und «Offene Kreditoren» durchgeführt, d.h. es wird manuell der Wert der offenen Rechnungen in den beiden Ordnern ermittelt. Diese Resultate ergeben die Schlussbestände in den Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL». Da die Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL» zu diesem Zeitpunkt lediglich die Anfangsbestände enthalten (vgl. Regel 1) ist in den meisten Fällen eine Bestandeskorrektur in den Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL» notwendig, damit diese dann die aufgrund der Inventur bei den Ordnern «Offene Debitoren» und «Offene Kreditoren» ermittelten Schlussbestände ausweisen.
Eröffnung «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL»: Die Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL» werden wie bei einer «normalen» Buchhaltung mittels Eröffnungsbuchung (meist automatisch durch Buchhaltungsprogramm) eröffnet:
Bestandeskorrektur «Debitoren FLL» und «Kreditoren VLL»: Vor dem Abschluss wird aufgrund der Inventur bei den Ordnern «Offene Kreditoren» und «Offene Debitoren» eine Bestandeskorrektur in den Konten «Debitoren FLL» und «Kreditoren VLL» durchgeführt:
Abschluss «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL»: Die Konten «Kreditoren VLL» und «Debitoren FLL» werden nach der Bestandeskorrektur wie bei einer «normalen» Buchhaltung mittels Abschlussbuchung (meist automatisch durch Buchhaltungsprogramm) abgeschlossen:
Damit ist ersichtlich, dass bei einer Offenpostenbuchhaltung während der Rechnungsperiode wesentlich weniger Buchungen erfolgen, als bei einer klassischen Buchhaltung mit den Hilfsbuchhaltungen für Kreditoren und Debitoren.
Vorteile der Offenposten-Buchhaltung
Nachteile der Offenposten-Buchhaltung
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